4.3.1 Land- und Forstwirtschaft

4.3.1 Land- und Forstwirtschaft

Einleitung

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Land- und Forstwirtschaft bzw. dem primären Sektor der Steiermark. Im Fokus steht ein Vergleich der Agrarquote der steirischen Gemeinden des Jahres 1981 mit den Jahr 2018. Mithilfe der Karten sowie der beiliegenden Texte soll insbesondere das Phänomen der „Deagrarisierung“ der Steiermark thematisiert werden.

Didaktik

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Erklärung

Agrarquote der Steiermark 1981

Die Karte zeigt die Agrarquote der steirischen Gemeinden für das Jahr 1981. Die Agrarquote wird immer in Prozent angegeben und stellt den Anteil der Berufstätigen in der Land- und Forstwirtschaft an der Gesamtheit der Berufstätigen in einer Gemeinde dar. Auf dieser Karte werden die unterschiedlichen Agrarquoten mithilfe des Farbspektrums weiß – grün in fünf Klassen dargestellt. Gemeinden, die weiß gekennzeichnet sind, weisen eine vergleichsweise niedrige Agrarquote (0,6 – 8,8 %) auf. Am anderen Ende des Spektrums in dunkelgrün werden Gemeinden mit einer (sehr) hohen Agrarquote (34,3 – 54,3%) dargestellt.
Zwischen diesen beiden finden sich noch drei weitere Klassen, welche in hellgrün – grün dargestellt sind und eine vergleichsweise mittelhohe Agrarquote symbolisieren.

Insbesondere beim Vergleich mit der Karte „Agrarquote der Steiermark 2018“ fällt auf, dass die Gemeindegrenzen andere sind bzw. dass es 1981 noch mehr Gemeinden als 2018 gab. Dies ist auf die Gemeindestrukturreform von 2015 zurückzuführen, im Zuge derer verschiedene Gemeinden zusammengelegt worden sind (mehr dazu unter „1.3 Die Gemeinden der Steiermark“). Darüber hinaus sind die Agrarquoten der meisten Gemeinden im Jahr 1981 höher als 2018. Der Grund für die höheren Agrarquoten von 1981 liegt im Wesentlichen darin, dass die Steiermark vor etwa 40 Jahren noch stärker agrarisch geprägt war. Das bedeutet, dass ein höherer Anteil an Arbeitskräften im primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft) tätig war als das heute der Fall ist. Diese Gegebenheit äußert sich auch in den unterschiedlichen Klassengrößen der beiden Karten.

Erklärung

Agrarquote der Steiermark 2018

Diese Karte zeigt die Agrarquote der steirischen Gemeinden für das Jahr 2018. Die unterschiedlichen Agrarquoten werden wieder mithilfe des Farbspektrums weiß – grün in fünf Klassen dargestellt. Gemeinden, die weiß gekennzeichnet sind, weisen eine vergleichsweise niedrige Agrarquote (0,4 – 3,1 %) auf, dunkelgrüne Gemeinden beschreiben eine hohe Agrarquote (11,1 – 20,9%). Zwischen diesen beiden finden sich noch drei weitere Klassen, welche in hellgrün – grün dargestellt sind und vergleichsweise mittelhohe bzw. -niedrige Agrarquoten symbolisieren.

Obwohl die Karte von 2018 diesselben Farben wie jene von 1981 aufweist, ergibt sich beim Vergleich der beiden ein unterschiedliches Bild. Einerseits sind die Gemeindegrößen und Grenzen andere (siehe Text zu „Agrarquote der Steiermark 1981“ bzw. „1.3 Gemeinden der Steiermark). Andererseits wurden unterschiedliche Werte für die fünf Klassen der Agrarquoten gewählt. Da die Agrarquote der Steiermark von 1981 bis 2018 insgesamt deutlich zurückging, wurden auch niedrigere Werte für die Klassen verwendet.

Die rückläufige Agrarquote ist darauf zurückzuführen, dass tendenziell immer weniger Menschen im primären Sektor tätig sind. Dieses Phänomen, welches weltweit zu beobachten ist, kann als „Deagrarisierung“ bezeichnet werden. Demgegenüber arbeiten Menschen zunehmend im tertiären Sektor (Dienstleistungen), was wiederum unter dem Begriff der „Tertiärisierung“ charakterisiert wird . Zudem sind Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark weitestgehend hoch technologisiert und automatisiert, wodurch weniger menschliche Arbeitskraft benötigt wird. Außerdem wurde es in den vergangenen Jahrzehnten immer schwieriger, gewinnbringend Land- und Forstwirtschaft zu betreiben. Die Bauern und Bäuerinnen haben dabei einen hohen Arbeitsaufwand bei wenig finanziellem Ertrag. Die veränderten Agrarquoten haben jedoch kaum Auswirkungen auf die sichtbare Kulturlandschaft.

Es gibt aber auch (seltene) Ausnahmen einzelner steirischer Gemeinden, in denen die Agrarquote zwischen 1981 und 2018 fast gleich geblieben oder sogar gestiegen ist. Ein Beispiel ist Leutschach in Leibnitz. Nicht zuletzt wegen der Gemeindestrukturreform, wonach Leutschach mit den umliegenden Gemeinden Schloßberg, Eichberg-Trautenburg und Glanz an der Weinstraße, die allesamt eine relativ hohe Agrarquote aufweisen, zusammengelegt wurde. Daher hat die Gemeinde Leutschach 2018 eine höhere Agrarquote als die alte, gleichnamige Gemeinde 1981. Als ein weiteres Exampel kann die Gemeinde Oberwölz-Stadt genannt werden, die mit den agrarisch dominierten Gemeinden Oberwölz Umgebung, Schönberg-Lachtal und Winklern bei Oberwölz fusioniert wurde und nun die Bezeichnung Stadtgemeinde Oberwölz trägt. Auch sie weist durch die Zusammenlegung der Gemeinden eine höhere Agrarquote als im Jahre 1981 auf.

Blick auf die Gemeinde Leutschach in der Südsteiermark, die auch heute noch eine relativ hohe Agrarquote aufweist. (Foto: M. Lieb)


Quelle und Bearbeiter

Quellenverzeichnis

Lehrplan Volksschule,
Sachunterricht:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_vs_7_su_14051.pdf?61ec03

Lehrplan Geographie und Wirtschaftskunde, AHS Unterstufe/MS:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf?61ebyf

Lehrplan Geographie
und Wirtschaftskunde, AHS Oberstufe:
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568

Lehrpläne BHS (HLW
und Tourismusschulen, HAK, HTL, BAfEP):

https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24

Autorinnen und Autoren

Karten:
Mag. Michael Lieb (2021)

Text zu den Karten:
Mag. Michael Lieb (2021)

Arbeitsmaterialien:
Mag. Michael Lieb (2021)

Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb

Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb

Redaktionelle Bearbeitung:
Nora Schopper BA MSc


Didaktik

Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen.  Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.

Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen =  Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.

Lehrplanforderungen Grundstufe II

Erfahrungs- und Lernbereich Raum:
Räume erschließen, dabei grundlegende geographische Einsichten und Informationen gewinnen.

  • Übersichten über die Lage einzelner Landschaften erarbeiten (Orte, Flüsse, Gebirge, Verkehrswege) und dabei Verständnis für Zusammenhänge anbahnen (z.B. Landschaft, Siedlung, Wirtschaft).
  • Das Beziehungs- und Wirkungsgefüge von Mensch und Landschaft an einem Beispiel (zentrale Lage – Verkehrsknoten – Industrie, schöne Landschaft – Fremdenverkehrszentrum) verstehen lernen.
  • Übersicht über das eigene Bundesland gewinnen (beispielhaft über Verkehrswege, politische Bezirke, Wirtschaft und Kultur sprechen).

Lehrplanforderungen Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde

1. Klasse:
Wie Menschen Rohstoffe und Energie gewinnen und nutzen:

  • Erkennen, wie Rohstoffe und Nutzenergie gewonnen und zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern gebracht werden.
  • Einsehen, dass Rohstoffe und Energieträger auf der Erde ungleichmäßig verteilt und begrenzt vorhanden sind und dass ihre Nutzung oft die Umwelt belastet.

2. Klasse:
Gütererzeugung in gewerblichen und industriellen Betrieben:

  • Erkennen, dass unterschiedliche Gründe die Standortwahl für einen Betrieb beeinflussen.
  • Erkennen, wie Güter in Betrieben verschiedener Art und Größe in unterschiedlichen Organisationsformen erzeugt werden.
  • Erfassen der Auswirkungen von Betrieben und Produktionsprozessen auf die Umwelt.
  • Verstehen, dass verschiedene Tätigkeiten in der Wirtschaft unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten voraussetzen.

3. Klasse:
Gestaltung des Lebensraums durch die Menschen:

  • Erfassen der Zusammenhänge von Wirtschaftsweise und Landnutzung.

4. Klasse:
Zentren und Peripherien in der Weltwirtschaft:

  • Entwicklungsunterschiede zwischen Regionen wahrnehmen und Erklärungsansätze für deren Ursachen untersuchen.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde

5. Klasse (1. und 2. Semester):
Die soziale, ökonomisch und ökologisch begrenzte Welt.
Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren.

  • Tragfähigkeit der Einen Welt zukunftsorientiert reflektieren.

6. Klasse (3. Semester):
Kompetenzmodul 3:
Vielfalt und Einheit – Das neue Europa.
Außerwert- und Inwertsetzung von Produktionsgebieten beurteilen.

  •   Strukturen und Wandel landwirtschaftlicher und industrieller Produktionsbedingungen in Europa vergleichen.

7. Klasse (5. Semester):
Kompetenzmodul 5:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen.

  • Vor-und Nachteile des Wirtschaftsstandortes Österreich aus unterschiedlicher Sicht erarbeiten und mit anderen Staaten vergleichen.
  • Entstehung regionaler Disparitäten analysieren.  
  • Auswirkungen regionaler Disparitäten auf das Alltagsleben und die Wirtschaft erläutern.
  • Lebensqualität in Österreich diskutieren.
  • WIKU: Industrie und Dienstleistung als wesentliche Basis der Wertschöpfung beschreiben und ihre jetzigen bzw. zukünftigen vernetzten Problemfelder beurteilen.

7. Klasse (6. Semester):
Kompetenzmodul 6:
Österreich – Raum – Gesellschaft – Wirtschaft.
Unternehmen und Berufsfelder analysieren.

  • Eigene Möglichkeiten der Wahl von Bildungswegen und Beruf reflektieren.
  • WIKU: Betriebliche Kennzahlen interpretieren.

Lehrplanforderungen BHS

HAK:
II. Jahrgang (4. Semester):
Kompetenzmodul 4:
Wirtschafts- und Lebensraum Österreich:

  • Naturräumliche Nutzungspotenziale, Wirtschaftsstandort.

HLW und Tourismusschulen:
V. Jahrgang (10. Semester):
Österreich:

  • Wirtschaftsregionen und Wirtschaftssektoren (Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistungen, Tourismus, Energie, Verkehr).

HTL:
III. Jahrgang:
Kompetenzbereich „Volkswirtschaftliche Grundlagen“:

  • Wichtige Wirtschaftsräume und deren Bedeutung; Wirtschaftsstandorte und -räume im Spannungsfeld; regionale Disparitäten.
  • Wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen des sektoralen Wandels.

BAfEP:
IV. Jahrgang (7. Semester):
Kompetenzmodul 7:
Bereich „Ökonomie“:

  • Europa: Entwicklungen, ausgewählte Wirtschaftssektoren und -regionen, regionale Disparitäten.

Die Schülerinnen und Schüler können… 

  • das Beziehungs- und Wirkungsgefüge von Mensch und Landschaft an einem Beispiel (zentrale Lage – Verkehrsknoten – Industrie) kurz zusammenfassen. (Grundstufe II / AFB I)
  • die Zusammenhänge von Wirtschaftsweise und Landnutzung anhand der steirischen Land- und Forstwirtschaft erklären. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • die Auswirkungen von Betrieben und Produktionsprozessen auf die Umwelt erörtern. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB III)
  • Entwicklungsunterschiede zwischen Regionen wahrnehmen und Erklärungsansätze für deren Ursachen exemplarisch untersuchen. (Sekundarstufe I – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • Strukturen und Wandel landwirtschaftlicher Produktionsbedingungen in Europa exemplarisch anhand der Steiermark vergleichen. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • Vor-und Nachteile des Wirtschaftsstandortes Österreich aus unterschiedlicher Sicht erarbeiten und mit anderen Staaten vergleichen. (Sekundarstufe II – Geographie und Wirtschaftskunde / AFB II)
  • den Wirtschaftsstandort Österreichs und seine regionale Differenzierung mit Fokus auf die Steiermark erklären. (HAK / AFB II)
  • die Wirtschaftssektoren Österreichs, exemplarisch anhand der steirischen Land- und Forstwirtschaft, bewerten. (HLW und Tourismusschulen / AFB III)
  • Veränderungsprozesse der Wirtschaftsräume und deren wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen beurteilen. (HTL / AFB III)
  • regionale Disparitäten und ihre Folgen exemplarisch anhand der steirischen Land- und Forstwirtschaft analysieren. (BAfEP / AFB II)