2.1.4 Die Steiermark in der Bronzezeit

2.1.4 Die Steiermark in der Bronzezeit

Einleitung

Als Bronzezeit (2 500 – 800 v. Chr.) bezeichnet man den Abschnitt der Urgeschichte, in dem die aus Kupfer und Zinn hergestellte Bronze zum wichtigsten Material, v.a. für die Produktion von Waffen und Werkzeugen, wurde.

Der Themenbereich wird überwiegend im Lehrplan des Unterrichtsfaches Geschichte und Sozialkunde behandelt. In ausgewählter Form kann die Bronzezeit in der Steiermark jedoch durchaus bereits im Volksschulunterricht erarbeitet werden.

Des Weiteren eignet sich dieses Thema besonders gut zur Gestaltung von projektbezogenem Unterricht in Form einer Exkursion bzw. eines Museumsbesuches in der gesamten Unterstufe.

Didaktik

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2.1.4.1 Früh- und Mittelbronzezeit

Als Bronzezeit bezeichnet man den Abschnitt der Urgeschichte, in dem die aus Kupfer und Zinn hergestellte Bronze zum vorherrschend für die Produktion von Waffen und Werkzeugen eingesetzten Material wurde. Neben dem Zinn wurden der Legierung jedoch auch andere Bestandteile, wie etwa Arsen oder Blei beigefügt, um dem Endprodukt spezielle physikalische Eigenschaften zu verleihen, also dessen Haltbarkeit oder Aussehen zu beeinflussen. Abgesehen davon gab natürlich auch die Verfügbarkeit von Zinnvorkommen, die in Europa eher seltener anzutreffen sind, einen entscheidenden Anstoß für den Einsatz alternativer Legierungsbestandteile.
Daher setzt die sogenannte „Zinnbronzezeit“ auch nicht überall in Europa gleichzeitig ein, sondern verbreitet sich von Nordwesten nach Südosten bzw. Osten. Somit dominiert die mit Arsen versetzte Bronze die ersten Phasen der mittel- und südosteuropäischen Bronzezeit, während der Zusatz von Zinn in diesem Gebiet erst ab der späten Frühbronzezeit vermehrt zur Anwendung kommt.

Insbesondere für das Südostalpengebiet ist zwischen den vorangehenden Kupferzeiten und der darauf folgenden frühen Bronzezeit kein deutlicher Unterschied in den Verarbeitungstechnologien und den Gesellschaftsstrukturen sichtbar. In diesem Raum ist eine lineare und kontinuierliche Entwicklung von der Spätkupferzeit bis in die Frühbronzezeit zu beobachten. So ist etwa die spätkupferzeitliche Vučedol-Kultur als unmittelbarer und eng in ihren materiellen Hinterlassenschaften verwandter Vorläufer der frühbronzezeitlichen Somogyvár-Vinkovci-Kultur zu betrachten.

Die vorliegenden, zahlenmäßig eher geringen Metallfunde aus der Kupferzeit nehmen im Verlauf der mittleren Bronzezeit zu und potenzieren sich vor allem durch die diversen Depot- und Hortfunde in der Spätbronze- und Urnenfelderzeit. Eng damit verbunden ist naturgemäß eine Steigerung des Rohstoffbedarfes, der mit einem vermehrten Abbau und einer auch in der Steiermark seit der mittleren Bronzezeit nachweisbaren Verhüttung von Kupfererz Hand in Hand geht.

Aus der Frühbronzezeit sind in der heutigen Steiermark bislang nur wenige Fundstellen bekannt, während die Dichte der Siedlungsstellen ab der mittleren Bronzezeit und beginnenden Spätbronzezeit zunimmt. Grabfunde aus der Mittelbronzezeit fehlen fast vollständig, doch geben zahlreiche qualitätsvolle Einzelfunde aus Bronze indirekt Auskunft über eine offenbar gesellschaftlich hochstehende Personengruppe. Diese deponierte die prestigeträchtigen Bronzegegenstände, wie etwa Schwerter, zumeist an landschaftlich exponierten und möglicherweise mit besonderer Bedeutung verbundenen Stellen.

Abbildung 1: Mittelbronzezeitliches Griffzungenschwert vom Typ Graz, aus Graz (UMJ Inv. Nr. 7487), Foto: © UMJ/N:Lackner

Die Entäußerung von besonders wertvollem Besitztum ist möglicherweise als eine Art rituelle Handlung in der Art einer Bitte oder eines Dankes an übergeordnete Mächte zu verstehen. In der Spätbronzezeit bzw. Urnenfelderzeit ändert sich das Quellenbild weitgehend. Aus dieser Zeit sind nur wenige, aber sehr reich ausgestattete Grabfunde und wenige Siedlungen bekannt. Zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. ist wiederum ein deutlicher Wandel zu konstatieren, denn ab dieser Zeit entstehen Siedlungen von teilweise enormen Dimensionen in exponierten Höhenlagen und  ausgedehnte Gräberfelder. 

Erklärung

2.1.4.1.1 Fundstätten der frühen Bronzezeit

Frühbronzezeit (2 500 / 2 400 – 1 550 v. Chr.):

Somogyvár-Vinkovci-Kultur: 2 500 – 2 300 v. Chr.
Kisapostag-Kultur: 2 300 – 1 800 v. Chr.
Litzenkeramik: 1 800 – 1 600 / 1 550 v. Chr.

Die frühe Bronzezeit ist von einem allmählichen Wandel in wirtschaftlicher wie auch gesellschaftlicher Hinsicht charakterisiert. Zunächst dominierte eine durch Ackerbau und Viehzucht geprägte Gesellschaft, doch durch den vermehrt einsetzenden Abbau und die Verhüttung von Kupfer und die Erzeugung von Bronzegegenständen änderte sich die Lebensweise im Laufe dieses langen Zeitraumes entscheidend. So entstanden unterschiedlich spezialisierte Gruppen, wie Berg- und Hüttenleute, Bronzegießer, Händler und Waffenträger und damit auch eine Art hierarchisch strukturierte Gesellschaft.

Am Übergang von der späten Kupferzeit zur frühen Bronzezeit sind im östlichen Mitteleuropa zahlreiche kleinräumig zersplitterte kulturelle Kleingruppen festzustellen. Neben diesen sind sogenannte „überregionale Phänomene“, wie die in vielen separierten Teilen Europas verbreitete „Glockenbecher-Kultur“ oder die „Schnurkeramik“, zu konstatieren. Besonders die lokalen Weiterentwicklungen dieser beiden Kulturgruppen hatten einen entscheidenden Anteil an der Herausbildung der frühbronzezeitlichen Kulturen.

Aus dem Gebiet der heutigen Steiermark liegen bislang nur wenige untersuchte Quellen aus der Frühbronzezeit vor. Für eine Beurteilung sind hierbei in erster Linie die Funde aus der Siedlung am Wildoner Schlossberg ausschlaggebend. Doch auch die Auswertung einiger kleinerer Ausgrabungen verweist auf eine Zugehörigkeit der heutigen Steiermark – bis auf das mangels aussagekräftiger Funde nicht beurteilbare Ennstal – zu einem „südostalpinnordwestbalkanisch-südwesttransdanubischen“ Kulturkreis.

Der Beginn der Frühbronzezeit wird mit der sogenannten Somogyvár-Vinkovci-Kultur um etwa 2 500 v. Chr. angesetzt. Darauf folgt die Kisapostag-Kultur und anschließend die durch die sogenannte „Litzenkeramik“ charakterisierte Epoche. Von den acht bisher bekannten frühbronzezeitlichen Siedlungen sind bisher nur drei ausschnittsweise archäologisch erforscht worden: der Wildoner Schlossberg, der Fuchskogel bei Fladnitz im Raabtal und der Schlossberg bei St. Lorenzen/Knittelfeld. Dazu muss angemerkt werden, dass die Ausgrabung in der letztgenannten, exponiert gelegenen, kleinflächigen Siedlungsstelle zwar Fundmaterial der Frühbronzezeit (Litzenkeramik) erbrachte, jedoch keine zugehörigen Befunde festgestellt werden konnten, da diese durch die hallstattzeitliche, latènezeitliche und mittelalterliche Bebauung zerstört worden waren. Von den anderen Siedlungsstellen liegen ausschließlich Keramikfragmente als Streufunde vor, die keine Aussage über das Aussehen der jeweiligen Siedlung zulassen.

Am Fuchskogel bei Fladnitz hingegen konnten jedoch trotz (oder gerade wegen) der in der Latènezeit erneut einsetzenden Siedlungstätigkeit frühbronzezeitliche Gebäudereste freigelegt werden, die sich teils in Form von Steinrollierungen erhalten haben. Die in der jüngeren Eisenzeit (2./1. Jahrhundert v. Chr.) angelegte Befestigungsrampe wurde über den bronzezeitlichen Gebäude- und Wallresten aufgeschüttet und schützte sie vor der Erosion und späteren menschlichen Eingriffen. Der nur wenig über das Raabtal aufragende Hügelsporn des Fuchskogels wurde erstmals bereits in der Somogyvár-Vinkovci-Kultur besiedelt. Eine Radiokarbondatierung bestätigt die Anlage eines auch heute noch eindrucksvollen Befestigungswalles an seiner Westseite samt vorgelagertem Graben und Holzpalisadenstellung in der darauf folgenden Kisapostag-Kultur. Somit stellt der Fuchskogel die älteste bislang bekannte befestigte Siedlung in der Steiermark dar.

Abbildung 2: Befestigungswall der bronzezeitlichen Siedlung am Fuchskogel bei Fladnitz im Raabtal, Foto: © ISBE/G. Tiefengraber

Abbildung 3: Steinrollierung eines frühbronzezeitlichen Gebäudes am Fuchskogel bei Fladnitz im Raabtal, Foto: © ISBE/G. Tiefengraber

Keramikfunde der Kisapostag-Kultur liegen außerdem vom Wildoner Schlossberg, vom Raababerg bei Graz und aus Oberpurkla bei Radkersburg vor. Die dieser Kultur zuzuordnenden Gefäße zeigen eine charakteristische Verzierung, die durch die Abdrücke von Schnüren im weichen Ton erzeugt wurden. Oft wurden grobtonige, größere Töpfe aber auch durch unregelmäßig verteilte, hakenförmig geschwungene, eingeritzte Linien ornamental gestaltet. Das bislang bekannte Fundmaterial der Kisapostag-Kultur stammt sowohl aus Höhen-, als auch aus Flachlandsiedlungen der mittleren und östlichen Steiermark, wobei sich das allgemeine Verbreitungsgebiet Richtung Süden bis zur Save, im Osten bis zur Donau und im Norden bis zur Linie Neusiedlersee-Balaton erstreckt und die Steiermark somit den westlichsten Teil davon einnimmt.

Eine gänzlich andere Situation begegnet bei der darauffolgenden „Litzenkeramik“, die abgesehen vom Ennstal, aus dem Gebiet der gesamten heutigen Steiermark vorliegt. Zahlenmäßig dominieren die Fundstellen im obersteirischen Murtal mit St. Michael bei Leoben, Schlossberg/St. Lorenzen bei Knittelfeld, Eppenstein und Strettweg bei Judenburg. Nur zwei der bekannten Siedlungen, der Wildoner Schlossberg und Oberpurkla bei Radkersburg, liegen südlicher. Der größte bisher bekannte Fundkomplex der Litzenkeramik in der Steiermark liegt von der Siedlung auf dem Wildoner Schlossberg vor. Dieser umfasst neben Gefäßkeramik auch Reib-, Mahl- und Klopfsteine, sowie Knochengeräte.

Abb. 4: Litzenkeramik vom Wildoner Schlossberg, Foto: © G. Tiefengraber

Diese Kulturgruppe der späten Früh- und beginnenden Mittelbronzezeit erhielt aufgrund der charakteristischen Verzierungstechnik der Keramik ihren Namen. Dabei handelt es sich um Abdrücke fein gearbeiteter Bänder auf den trichterförmigen Randpartien der Keramiktöpfe und -tassen. Das Verbreitungsgebiet der Litzenkeramik entspricht großteils dem der Kisapostag-Kultur und dehnt sich nur im Norden weiter bis an die Donau aus.

Neben den oben angeführten Siedlungsfunden sind einige nicht genau datierbare Metallfunde der Frühbronzezeit zuzurechnen. In der Nähe von Judenburg wurde beispielsweise ein Depotfund, bestehend aus fünf ringförmigen Rohkupferbarren und einem Randleistenbeil, entdeckt. Derartige Ringbarren aus Kupfer wurden oftmals vor allem als Bestandteile von Depots gefunden, wobei ihr Aussehen und Gewicht einem offenbar allgemeingültigen Standard entspricht, wodurch sie oftmals als „prämonetäres Zahlungsmittel“ interpretiert werden. Diese spezielle Formgebung der Barren mag möglicherweise Vorteile für den Transport und eine schnelle Überprüfung der Metallqualität geboten haben.

Als bedeutendster Metallfund der Frühbronzezeit aus der heutigen Steiermark gilt ein dreieckiger sogenannter „Stabdolch“, der in der Badlhöhle bei Peggau gefunden wurde und sich heute im Universalmuseum Joanneum befindet. Dieser besaß einstmals einen Griff aus Holz und diente einerseits als Hiebwaffe und andererseits als Zeremonialgerät und Machtsymbol. Möglicherweise wurde diese wertvolle Gabe als intentionelles Opfer in der Höhle deponiert.

Abbildung 5: Stabdolch aus der Großen Badlhöhle bei Peggau (UMJ, Inv.-Nr. 6955), Foto: © UMJ/N. Lackner

Obwohl nur wenige Metallfunde aus der Frühbronzezeit vorliegen, belegen sie eine Einbindung der heutigen Steiermark in ein überregionales Handels- und Beziehungsnetzwerk.

Erklärung

2.1.4.1.2 Fundstätten der Mittel- und Spätbronzezeit

Mittelbronzezeit und Spätbronzezeit (1 550 – 1 200 v. Chr.): 

Das Ende der Frühbronzezeit dürfte mit dem Auftreten von Elementen der mitteldanubischen Hügelgräberkultur, deren Kerngebiet in Mähren, Mittelböhmen, Niederösterreich und der Südwestslowakei liegt, in Verbindung zu bringen sein. Somit wird die Mittelbronzezeit nach der damals vorherrschenden Bestattungssitte auch als „Hügelgräberbronzezeit“ bezeichnet und bringt einen deutlichen Bruch mit den davor zu beobachtenden Kulturerscheinungen mit sich. Die Frühphase der Hügelgräberbronzezeit lässt sich durch bestimmte Gewandnadelformen auch für die Steiermark belegen, wogegen es bislang keinen Nachweis auf Bestattungen in Hügelgräbern/Tumuli gibt. 

In der Mittelbronzezeit treten neben Absatzbeilen mit herzförmiger Rast auch die ersten Bronzeschwerter auf, die gleichermaßen als Waffen und Prestigeobjekte betrachtet werden können. Gleichzeitig belegen sie eine Änderung im Kampfverhalten und die Herausbildung einer herausgehobenen Kriegergruppe. Speziell Schwerter, als auch Gewandnadeln, stellen überregionale Typen dar, die im gesamten Südostalpenraum Verbreitung finden und eine enge kulturelle Vernetzung belegen.

Abbildung 6: Kugelkopfnadel mit schräg durchlochtem Kopf aus der Schottergrube Portenschlager in Graz (UMJ, Inv.-Nr. 12.059), Foto: © UMJ/N. Lackner

Die Weststeiermark stellt derzeit das in Hinblick auf die Mittel- und Spätbronzezeit am besten erforschte Gebiet der Steiermark dar. Dies ist vor allem den im Zuge des Baues der Koralmbahn durchgeführten Rettungsgrabungen und Begehungen geschuldet und belegt speziell für das Lassnitztal eine ausgesprochen dichte Besiedlung der Mittel- und Spätbronzezeit. Aus der Obersteiermark sind hingegen in erster Linie Einzelfunde und Relikte der Kupferproduktion bekannt, Siedlungsplätze kennt man jedoch aufgrund der derzeitigen Forschungslage nur wenige. Im Gegensatz dazu konnten in der Weststeiermark zahlreiche Siedlungsreste und einige wenige Gräber freigelegt werden. Für die Anlage von kleineren Siedlungen wurden vor allem die Talrandbereiche und sanft ansteigende Hänge gewählt, ausgedehntere Siedlungen findet man in den breiteren Tälern der Laßnitz und der Sulm.

In Wohlsdorf konnte beispielsweise eine ausgedehnte Siedlung mit Resten von mindestens 20 langrechteckigen Holzgebäuden festgestellt werden. Neben diesen und zahlreichen Gruben haben sich im feuchten Talboden zwei Brunnen mit hölzernen Brunnenkästen erhalten. Diese bargen neben Scherben von Keramikgefäßen auch eine große Menge an Pflanzenresten, die sich im nassen und sauerstoffabschließenden Boden gut erhalten haben. Dadurch konnte ein guter Einblick über die von den Bewohnerinnen und Bewohnern dieser mittelbronze- bis urnenfelderzeitlichen Siedlung verwendeten Nutzpflanzen gewonnen werden. Außerdem erlauben die durch die intensive Erforschung und die besonderen Bodenbedingungen gewonnenen Daten erstmals fundierte Aussagen zum Aussehen und zur inneren Struktur solcher „dorfartiger“ Siedlungen.

Abbildung 7: Wohlsdorf, bronzezeitlicher Brunnenkasten aus Holz, Foto: © ARGIS Archäologie Service GmbH

Im Bereich des Grazer Beckens sind vor allem die durch die spätere, mehrmalige Überbauung weitgehend zerstörte Siedlung am Grazer Schlossberg und die Siedlungen am Wildoner Schlossberg und dem Buchkogel zu nennen.  Sowohl der Grazer, als auch der Wildoner Schlossberg dürften von der mittleren Bronzezeit bis zur Urnenfelderzeit kontinuierlich besiedelt gewesen sein. Dieses Bild wird für das Stadtgebiet von Graz durch zahlreiche Metallfunde aus Bronze untermauert. Hierbei sind speziell einige Schwerter und Gewandnadeln aus Bronze anzuführen, die jedoch in ihrer Gesamtheit Altfunde bzw. Zufallsfunde darstellen und keinem Befundzusammenhang zuzuordnen sind. 

Abbildung 8: Hakenkopfnadel aus der Laubgasse in Graz (UMJ, Inv.-Nr. 12.067), Foto: © UMJ/N. Lackner

Sowohl aus dem Gebiet nördlich als auch südlich von Graz sind weitere derartige Metallfunde bekannt, wie etwa ein Schwert, das 1911 in Gratwein, oder ein sogenanntes „Absatzbeil“, das in Unterpremstätten gefunden wurde. 

In Kainach bei Wildon wurden im Zuge von Untersuchungen des urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes Gruben angeschnitten, die reiches Keramikmaterial der mittleren und frühen späten Bronzezeit enthielten. Daneben fand man in diesen Gruben massive Lagen von hitzegeröteten Rollsteinen, verkohlte Getreidereste und kalzinierte (verbrannte) Tierknochen, die vom Ausgräber als Reste von „Kultmählern“ interpretiert wurden.

Trotz der eher geringen Anzahl an Siedlungen, die bisher im Bereich des Grazer Beckens untersucht werden konnten, ist hier wohl mit einer ähnlich dichten Besiedlung wie in der angrenzenden Weststeiermark zu rechnen.

Aus der Oststeiermark sind hingegen sehr wenige Funde der mittleren und späten Bronzezeit bekannt. Großteils handelt es sich hier ebenfalls um zufällig getätigte Metallfunde, während die Anzahl der als Siedlungsreste zu interpretierenden Funde deutlich geringer ausfällt. Eine Ausgrabung im Bereich einer römerzeitlichen Villa in Grafendorf bei Hartberg förderte neben mittel- bis spätbronzezeitlichen Gebäuderesten auch entsprechende Keramikfragmente und einen bronzenen Griffplattendolch zutage.

Auch aus dem Bereich der überwiegend inneralpinen Obersteiermark sind bisher relativ wenige Fundstellen aus der Mittel- und Spätbronzezeit bekannt. Einige der Siedlungsfunde stehen in Zusammenhang mit der Kupfererzgewinnung und -verhüttung, wie etwa in Vorwald bei Wald am Schoberpass und bei Trieben, wobei generell kaum mit dem Bergbau und der Verhüttung in Verbindung zu bringende Siedlungen bekannt sind.

Im Umfeld der Kupfererzlagerstätten und an einer verkehrsgünstigen Stelle liegt beispielsweise die spätbronzezeitliche Siedlung in Madstein bei St. Michael. Die ausgedehnte, mehrphasige Siedlung von Strettweg bei Judenburg wurde ebenfalls an einem wichtigen Verkehrsweg angelegt. Ob auch im Falle dieser Siedlung ein Zusammenhang mit den Kupfervorkommen bei Flatschach besteht, kann aufgrund von fehlenden Befunden derzeit nicht verifiziert werden. Eine weitere, mittel- bis spätbronzezeitliche Siedlung konnte bei St. Georgen ob Judenburg festgestellt werden. An den Übergang von der späten Bronzezeit in die Urnenfelderzeit ist die bislang einzige aus dem Mürztal bekannte Siedlung am Karnerkogel bei Krieglach zu stellen.

Auch aus der Obersteiermark liegen zahlreiche Metallfunde vor, die als Zufallsfunde zu werten sind. Diese belegen jedoch wegen fehlender oder ungenauer Angaben zu den näheren Fundumständen eine momentan nur ausschnitthaft fassbare intensive Siedlungstätigkeit. 

Mittel- und spätbronzezeitliche Siedlungen sind vorwiegend in Tal- bzw. Talrandlage sowie in leichter Hanglage und in der Nähe von fließenden Gewässern anzutreffen. Nur vereinzelt liegt auch mittel- oder spätbronzezeitliches Material aus mehrphasigen Höhensiedlungen vor. Größere dorfartige und nach Ausweis des Fundmaterials mehrphasige Siedlungen scheinen von mehreren kleineren „Gehöften“ umgeben gewesen zu sein, wie vor allem durch die großflächigen Untersuchungen im weststeirischen Laßnitztal belegt werden konnte. Für keine der bislang untersuchten Siedlungsstellen konnte eine Befestigung nachgewiesen werden. Ihrer Strukturen nach sind es Streusiedlungen, deren aus Holz errichtete Gebäude zumeist annähernd in Nord-Süd-Richtung orientiert sind.

Im Südostalpenraum ist am Ende der Spätbronzezeit ein Abbrechen von zahlreichen Siedlungen zu beobachten, nur in wenigen sind Keramikfunde der nachfolgenden älteren Urnenfelderzeit zu erkennen. 

Die Landwirtschaft bildete die vorwiegende Lebensgrundlage für den Großteil der Bevölkerung. Naturwissenschaftliche Untersuchungen lieferten wichtige Hinweise auf die damals geläufigen Kulturpflanzen und Haustierarten. An Getreidearten sind beispielsweise Emmer, Dinkel und Rispenhirse belegbar.

In den Siedlungen lassen sich auch mehrfach Hinweise auf Textilherstellung, wie tönerne Webgewichte oder Spinnwirtel, belegen. In Matzelsdorf bei Schönberg wurden länglich-ovale Gruben festgestellt, die vom Ausgräber als Relikte von Gerbprozessen interpretiert wurden und damit also zur Lederherstellung gedient haben könnten. 

Die weitaus größte Fundgruppe stellt jedoch die Gefäßkeramik dar, die meist als Hauptgrundlage für eine chronologische Einordnung dient. Die Keramikformen der mittleren Bronzezeit laufen in der Spätbronzezeit weiter, erst in der frühen Urnenfelderzeit lösen neue Formelemente diesen „traditionellen“ Geschirrsatz ab. Anhand der Verzierungen kann man „fremde“ Einflüsse erkennen, die übernommen und an den „heimischen“ Formenkanon angepasst wurden.

Im ältesten Keramikhorizont (Retznei-Freidorf) lassen sich keinerlei typologische Verbindungen mehr zur vorangehenden Litzenkeramik erkennen. Die hier auftauchenden Formen lassen sich eng an die mitteldanubische Hügelgräberkultur anschließen und bringen einen deutlichen Bruch zur vorhergehenden frühbronzezeitlichen Entwicklung. In der Mittelbronzezeit (Horizont Hörbing-Petzelsdorf, Bz C) dominieren etwa reiche Ritz-, Rillen- und mitunter auch Stempelverzierungen, die auf qualitätsvollen, polierten Kegelhals- und Kragenrandgefäßen angebracht wurden. In der Spätbronzezeit (Horizont Vorwald-Hasreith, Bz D) lösen dann plastische Verzierungen in Form von Rippen, Leisten und Fingertupfenleisten die Ritz- und Rillenverzierungen ab.

Abbildung 9: Keramikfragmente eines verzierten Kegelhalsgefäßes aus Hörbing bei Deutschlandsberg, Foto: ©BDA

Abbildung 10: Rekonstruktion eines verzierten Kegelhalsgefäßes aus Hörbing bei Deutschlandsberg, Grafik: © G. Tiefengraber 

Im Gegensatz zu den Siedlungen der Mittel- bis Spätbronzezeit ist zu Grabfunden nur sehr wenig bekannt. Sieht man von Altfunden ab, die eventuell aus Bestattungen stammen könnten, sind derzeit nur fünf potentielle Gräberfunde aus der Steiermark bekannt, die jedoch noch nicht abschließend beurteilt werden können. Dabei handelt es sich durchgehend um Brandgräber, wobei der Nachweis von Knochen in den Lehmböden der West- und Oststeiermark aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen schwer zu erbringen ist. Vermutlich sind für die Steiermark sowohl Hügelgräber, als auch Flachgräber nachzuweisen. Im Leibenfeld bei Deutschlandsberg wurde vom Ausgräber ein mittelbronzezeitlicher Grabhügel festgestellt, in dem jedoch laut eigenen Angaben keine reguläre Bestattung nachweisbar war. Ein einzelnes in Grub entdecktes Brandgrab steht möglicherweise mit der mittel- bis spätbronzezeitlichen Siedlung in Zusammenhang. Zwei angeblich mittelbronzezeitliche Gräberfelder (Langenwang und Hafendorf bei Kapfenberg) sind in Altnachrichten über das Mürztal erwähnt.

Erklärung

2.1.4.1.3 Kupfervorkommen und Kupferverhüttung

In der Steiermark lässt sich seit der mittleren Bronzezeit erstmals eine Verhüttung von Kupfererz im Nahbereich der Kupfervorkommen in der Eisenerzer Ramsau belegen. Nur wenige Stellen von bronzezeitlichem Kupferbergbau sind für die Steiermark bislang belegbar.  Hierfür ist naturgemäß die Nähe zu entsprechenden Kupfervorkommen von Bedeutung, die im Bereich der obersteirischen Grauwackenzone zu suchen sind. Die bislang bekannten und montanarchäologisch untersuchten Kupferverhüttungsplätze der mittleren und späten Bronzezeit liegen im Palten-Liesingtal, dem Johnsbachtal, der Radmer, bei Kalwang und in der Eisenerzer Ramsau. Bislang konnten etwa 300 Fundplätze urgeschichtlicher Kupfergewinnung (Kupferhütten, Schlackenfunde, Halden) erfasst und dokumentiert werden. Im Gegensatz dazu ist bronzezeitlicher Bergbau, meist aufgrund späterer Abbautätigkeit und mangelnder datierbarer Beifunde, nur sehr schwer nachzuweisen.

Durch Ausgrabungen bei Trieben konnte erstmals die charakteristische Bauweise von bronzezeitlichen Kupfererzhütten im Ostalpenraum nachgewiesen werden. Die langjährigen, intensiven Untersuchungen im Bereich des Kupferschmelzplatzes S1 in der Eisenerzer Ramsau brachten schließlich präzise Details der einzelnen metallurgischen Prozesse ans Licht. 

Diese auf zwei übereinanderliegenden Arbeitspodien errichtete Anlage liegt auf einem kleinen Plateau oberhalb des Ramsaubaches. Auf jedem dieser Podien befanden sich ein sogenanntes Röstbett und zwei nebeneinander angeordnete Schmelzöfen. Insgesamt wurden an diesem Platz acht Doppelofenanlagen und wahrscheinlich zwölf Röstbetten angelegt. Die rechteckigen Schachtöfen waren in den Hang eingebaut und aus Steinen und Lehm errichtet. Vor dem Schmelzprozess im Ofen  musste das Kupfererz mit Holz geröstet werden. Vermutlich waren mehrere aufeinanderfolgende Röst- und Schmelzvorgänge notwendig, um Rohkupfer herzustellen, wie die Untersuchungen der Spurenelemente von dort entdeckten Kupferstücken ergaben.

Der vor allem im heutigen Gebiet von Tirol, Salzburg und der Steiermark verbreitete sogenannte „ostalpine Hüttentyp“ wurde meist in der Nähe von fließenden Gewässern angelegt. Diese Verhüttungsanlagen bestanden meist aus einem teilweise von Steinen eingefassten, etwas abseits angelegten Röstbett und einem auf einer tiefer liegenden Terrasse errichteten Doppelofen. Die durch den Verhüttungsprozess anfallenden Schlacken und abgetragenen Ofenwandungsteile wurden zumeist hangabwärts entsorgt. Dadurch entstanden oftmals massive Schlackenhalden, die auch heute noch mehr oder weniger deutlich sichtbar zutage treten. Für die Befeuerung der Röstbetten und der Öfen wurde eine entsprechende Menge Heizmaterial benötigt, das vermutlich aus der näheren und weiteren Umgebung der Verhüttungsplätze stammte. Abgesehen von großen Mengen an Holz war technisch versiertes Personal für diese metallurgischen Prozesse vonnöten, für das ebenfalls genügend Ressourcen bereitgestellt werden mussten.

Abbildung 11: Kupferschmelzplatz S1, Eisenerzer Ramsau, Doppelofenanlage, Foto: © S. Klemm

Der Handel mit dem Rohkupfer und/oder von Halb- oder Fertigprodukten setzt eine dahinterstehende übergeordnete Struktur voraus, die vermutlich auf der Herausbildung einer sozialen und wirtschaftlichen Hierarchie beruht. Doch die Belege dafür sind aufgrund von fehlenden zugehörigen Siedlungsplätzen und dahingehend interpretierbaren Funden derzeit noch nicht vorhanden. Doch allein die seit der Frühbronzezeit feststellbare Legierung des Kupfers mit Zinn, das von weit entfernten Lagerstätten in das Gebiet der heutigen Steiermark gelangte, setzt einen überregionalen Fernhandel voraus. So wurden auf solchen, offenbar damals bereits weite Teile Europas verbindenden Wegen auch andere wertvolle Güter, wie Salz aus Hallstatt oder Bernstein aus dem Baltikum, transportiert und gehandelt. Vor allem seit der jüngeren Urnenfelderzeit treten in den Gräberfeldern der Steiermark vermehrt „Fremdelemente“ auf, die möglicherweise aufgrund von Handelsverbindungen und dadurch erfolgtem Warentausch in den Besitz der dort bestatteten einheimischen Bevölkerung gelangte.

Erklärung

2.1.4.1.4 Mittel- und spätbronzezeitliche Almwirtschaft

Der in der Bronzezeit beginnende und sukzessive intensivierte untertägige Salzabbau in Hallstatt steht in direktem Zusammenhang mit der Bewirtschaftung der Almen am hoch gelegenen Dachsteinostplateau. Vermutlich lieferten die Almen unter anderem die notwendigen Nahrungs- und Lebensressourcen für die Bewohnerinnen und Bewohner des kleinräumigen Hallstätter Hochtales. Eine Besonderheit des Dachsteingebirges sind die mit einem eigenen Kleinklima ausgestatteten Karstgruben. In diesen bilden sich Kälteseen, sodass der Schnee lange liegen bleibt und sich bereits im Spätsommer Reif bildet. Auf diese Weise wird der Strauch- und Baumbewuchs behindert, sodass natürliches Grünland entsteht, das als natürliche Weidefläche genutzt werden konnte. Vermutlich wurden hauptsächlich genügsame Kleintiere wie Schafe und Ziegen gehalten, die Milch, Fleisch und Wolle lieferten. Nach den bisherigen Forschungen wurde in jeder dieser Gruben nur eine Hütte errichtet, es gibt aber auch Anzeichen, dass in den größeren Gruben eventuell mehrere solcher Gebäude existiert haben könnten.

Eventuell erfüllten die bronzezeitlichen Almhütten als Unterstände für Händler und Säumer eine weitere Funktion, denn der Warentransport von und nach Hallstatt erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest in der günstigen Jahreszeit auch über das Dachsteinostplateau. Bei schlechter Witterung bot den Menschen auch ein sogenannter Abri (natürliche von einem Felsen überdachte und geschützte Stelle) Schutz. 

Der Höhepunkt der bronzezeitlichen Almwirtschaft fällt in eine klimatisch günstigere Zwischenphase, denn am Ende der mittleren Urnenfelderzeit scheint sie mit der damals einsetzenden Klimaverschlechterung abzubrechen. Aufgrund von Radiokarbondaten lässt sich eine Nutzung der Almen ab dem 17. Jahrhundert v. Chr. belegen, wobei der Schwerpunkt im 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. zu liegen scheint.

Die bislang dokumentierten Almhütten liegen in Karstgruben in einer Höhe von 1 600 bis knapp 2 100 Meter und zeichnen sich durch eine ziemlich einheitliche Konstruktionsweise aus. Sie besitzen rechteckige bzw. quadratische Bruchsteinfundamente, die an den Wetterseiten verstärkt ausgeführt wurden. Zumeist ist diesen an einer Seite eine Feuerstelle vorgelagert, die vermutlich ursprünglich ebenso wie der restliche Teil der im Aufgehenden aus Holz errichteten Hütten überdacht war. Aus diesen Hütten, die vermutlich hauptsächlich temporär (in den Sommermonaten) genutzt wurden, liegt nur spärliches Keramikmaterial vor, während doch eine repräsentative Anzahl von Bronzefunden (Gewandnadeln, Messer, Beile) vom Dachsteinostplateau bekannt ist. Es darf angezweifelt werden, dass diese wertvollen Gegenstände in jedem Fall als Siedlungsabfall zu werten sind. Möglicherweise wurden sie bewusst an diesen hoch gelegenen, der Witterung ausgesetzten Orten deponiert um numinose (göttliche) Mächte günstig zu stimmen.

Mit dem Beginn der mittleren Bronzezeit wird auch im Südostalpenraum das Phänomen der Deponierung meist einzelner oder mehrerer Gegenstände greifbar. Diese dauerhaft verborgenen Besitztümer (meist Bronzeartefakte, aber auch Keramikgeschirre) sind wohl Ausdruck von kultisch begründeten Opferhandlungen. Oftmals kann bei sogenannten „Einstückdepots“ nicht entschieden werden ob es sich um eine absichtliche Niederlegung eines wertvollen Stückes, einen Verlustfund oder den Rest eines zerstörten Grabes handelt, vor allem da diese vor allem als Altfunde ohne genauere Fundangaben überliefert sind. Zahlreiche dieser „Ein- und Mehrstückdepots“ wurden jedoch an topographisch besonders auffälligen Stellen gefunden, die auf eine bewusste Wahl des Ortes hindeuten. Dies scheint insbesondere auch für die am Dachsteinostplateau angetroffenen Bronzegegenstände zu gelten. 

 

2.1.4.2 Die Steiermark in der Urnenfelderzeit

Ab etwa 1 300 v. Chr. verbindet eine spezielle Kulturerscheinung – die Urnenfelderkultur – den gesamten zentraleuropäischen Bereich. Diese Kultur zeichnet sich durch die überregional regelhaft auftretende Sitte der Brandbestattung in Urnen aus. Es werden teils sehr ausgedehnte Nekropolen, sog. „Urnenfelder“ angelegt, die in einigen Fällen über 1 000 Grabstätten umfassen. Diese Sitte tritt zuerst im mitteleuropäischen Bereich auf und bringt für manche Gebiete eine tiefgreifende Änderung zu den in der vorangehenden Bronzezeit üblichen Bräuchen, der Körperbestattung unter Hügelgräbern.

Parallel zur Vereinheitlichung der Beisetzungsart wird auch das Formengut der Keramik-Geschirrsätze diesen überregional geltenden „Richtlinien“ unterworfen. Besonders die charakteristischen, einfachen bikonischen Gefäße treten in weiten Gebieten in ganz ähnlicher Ausgestaltung auf. Dieselbe Tendenz zeigt sich auch anhand von zahlreichen Bronzegegenständen, wie Waffen, Werkzeug, Trachtbestandteilen und Schmuck.

Die Ursachen für diese Erscheinungen sind vermutlich in gemeinsamen religiösen und kultischen Vorstellungen zu finden. Diese spiegeln sich einerseits im Auftreten von neuen Symbolen, wie etwa dem Wasservogel, der Sonnenbarke oder dem Sonnensymbol. Andererseits werden sie durch das Phänomen der Deponierung von Bronzegegenständen an durch ihre Lage, Funktion und/oder Bedeutung hervorstechenden Orten deutlich. In ganz Europa begegnen uns in variierender Dichte in dieser Zeit sogenannte Hortfunde oder Depots, denen in den meisten Fällen ein religiös/kultisch motivierter Anstoß zugrunde liegt. 

Frühe Urnenfelderzeit Bz D ca. 1 300 – 1 200 v. Chr.
Ältere Urnenfelderzeit Ha A 1 ca. 1 200 – 1 100 v. Chr.
Mittlere Urnenfelderzeit Ha A 2 ca. 1 100 – 1 050 v. Chr.
Jüngere Urnenfelderzeit Ha B 1 ca. 1 050 – 950 v. Chr.
Späte Urnenfelderzeit Ha B 2/3 ca. 950 – 800 v. Chr.

Tabelle 1: Zeitliche Gliederung der Urnenfelderzeit.

Abbildung 1: Wasservogel, Sonnenbarke und Sonnensymbol (Grafik: ISBE/S. Tiefengraber)

Im Südostalpenraum und damit auch in weiten Teilen der Steiermark setzt die Urnenfelderkultur offenbar etwas später als in anderen Gebieten ein. Bis an den Beginn des 13. Jhs. v. Chr. scheint hier die Spätbronzezeit noch stark von mittelbronzezeitlichen Traditionen geprägt zu sein, wie anhand der Gefäßkeramik festzustellen ist. Erst ab dem 13. Jh. v. Chr. treten neue Elemente hinzu, die die bis dahin üblichen Formen verändern.

Erklärung

2.1.4.2.1 Fundstätten der Urnenfelderzeit

Hand in Hand mit den oben erwähnten Neuerungen und „Globalisierungstendenzen“ geht ein deutlicher Bevölkerungsanstieg, der sich vor allem in der Anlage großer, zum Teil befestigter Siedlungen, meist in Höhenlagen, manifestiert. Diese „Zentralorte“, deren Funktion und Beständigkeit sicher nur durch gemeinschaftliche Strukturen und Strategien gesichert werden konnten, scheinen als Zentren des Handwerks und des Handels fungiert zu haben.

Fast in allen bislang untersuchten urnenfelderzeitlichen Siedlungen tauchen Hinweise auf die Ausübung von unterschiedlichem Handwerk auf. Die Herstellung von Fäden, Garnen oder Schnüren und die Erzeugung von Stoffen werden durch zahlreich auftretende Funde belegt, wie etwa Spinnwirtel, Tonspulen und Webstuhlgewichte.

Auch die Masse der verwendeten Gefäßkeramik wurde wahrscheinlich in den Siedlungen selbst hergestellt. Konkret nachgewiesen ist jedoch bislang erst ein Beispiel für Töpferhandwerk, nämlich der Rest eines Töpferofens, der im Bereich des Grazer Pfauengartens, in der „Untersiedlung“ des Grazer Schlossberges, untersucht werden konnte.

Der Erzeugung von und dem Handel mit Bronzegegenständen kam wohl besondere Bedeutung zu. Als Voraussetzung dafür war ein gut funktionierendes und ausgedehntes Handelsnetz notwendig. Denn die Rohstoffe Kupfer und Zinn, die zur Herstellung von Bronze benötigt wurden, mussten oftmals aus weit entfernten Gebieten herangeschafft werden. In der Steiermark ist Kupferbergbau bislang nur durch die Relikte des Verhüttungsprozesses (Öfen, Röstbetten, Halden), wie sie vor allem aus dem Palten-Liesingtal vorliegen, nachweisbar. Der Schwerpunkt der steirischen Kupfergewinnung lag demnach in der mittleren  Bronzezeit (Bz C) und frühen Urnenfelderzeit (Bz D) und scheint um die Jahrtausendwende abzubrechen. Außerdem sind Funde wie Gusstiegelfragmente, Gussformen, Schlacken, Gussrohlinge und Barren als Niederschlag der Produktion von Bronzegegenständen aus der Steiermark bekannt.

Die Ausstattung der einzelnen Gräber innerhalb der Gräberfelder lässt auf eine allmählich stärker werdende „Nivellierung“ der Gesellschaft in der Urnenfelderzeit schließen. Nur in der frühen und älteren Urnenfelderzeit ist eine Personengruppe, deren herausragende Stellung durch die Beigabe von Schwertern, Waffen oder gar Wägen dokumentiert wird, greifbar. Ab der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1) begegnen größtenteils einheitlich ausgestattete Gräber. Einzig an Schmuck- und Trachtbestandteilen von Frauenbestattungen werden Differenzierungen sichtbar, die auf Standesunterschiede in der Bevölkerung hindeuten. Eine hierarchische Strukturierung der Gesellschaft jedoch setzt erst am Übergang zur frühen Eisenzeit bzw. Hallstattzeit am Beginn des 9. Jhs. v. Chr. ein, die in weiterer Folge anhand von reichen Grabbeigaben in den hallstattzeitlichen „Fürstengräbern“ deutlich wird.

Abbildung 2: Bronzearmreifen aus dem Depot „Oberes Koppental“ bei Bad Aussee (Quelle: BDA LK Stmk/M. Windholz-Konrad)

Ein großer Teil der heute bekannten Bronzefunde der Urnenfelderzeit aus der Steiermark besteht aus bereits im 19. und frühen 20. Jh. zufällig zutage getretenen Einzel- und Depotfunden, über deren Fundort und Fundumstände meist nur ungenaue Nachrichten vorliegen. Vor allem beim Schotterabbau südlich von Graz wurden zahlreiche Bronzegegenstände geborgen. Auch nördlich von Graz wurden nahe bzw. in der Mur einige derartige Artefakte entdeckt. Richtung Süden weist die Verteilung der Einzelfunde eine relativ lockere Streuung auf, wobei dies, zieht man die bis dato bekannt gewordenen Siedlungs- und Grabstätten in Betracht, offenbar nicht den realen Gegebenheiten entspricht. Eine relativ geringe Anzahl an Einzelfunden stammt aus der Ost-, noch weniger aus der Weststeiermark. Dem gegenüber steht wiederum eine größere Anzahl an bekannten Siedlungsstellen, die auf eine wesentlich intensivere Nutzung des Gebietes schließen lässt. Die im Gebiet um Radkersburg vermehrt auftretenden Einzelfunde stehen möglicherweise mit der heute in Slowenien gelegenen Höhensiedlung in Oberradkersburg/Gornja Radgona in Zusammenhang. Das Bild der urnenfelderzeitlichen Besiedlung in der Obersteiermark wird bis heute noch immer hauptsächlich von Einzelfunden geprägt, sieht man von einigen in jüngster Zeit durch Prospektionen festgestellten Siedlungen ab. Entlang des Mürztales lässt die Verteilung der Einzelfunde auf Wegverbindungen sowohl durch die Täler, als auch über die Berge Richtung Nordosten (heute Niederösterreich) schließen, denen nur eine einzige Siedlungsstelle im Bereich von Kapfenberg gegenüber steht. Im Gebiet von Leoben hingegen sind drei Siedlungsplätze bekannt, deren westlichster sich bereits am Eingang zum Aichfeld befindet. Dort wiederum dominieren Einzelfunde, sodass das Bild auch Richtung Westen entlang des Murtales und Richtung Süden (heute Kärnten) keine wesentliche Änderung erfährt. Das steirische Salzkammergut sticht durch eine besonders hohe Konzentration an Depots hervor, die einst entlang der viel begangenen Salzhandelswege angelegt wurden. Aus diesem Gebiet liegen jedoch auch bemerkenswert viele Altfunde vor, die die Bedeutung der seit der Bronzezeit intensiv betriebenen Salzgewinnung in Hallstatt untermauern. Vor allem in der Urnenfelderzeit wurden von Hallstatt aus auch die kürzeren, jedoch schwierigeren Strecken über die Berge, wie etwa über das Dachsteinostplateau und den Sölkpass, begangen. Die Hauptverkehrswege verliefen jedoch meist entlang der Flusstäler, wobei die Verbindung von und nach Hallstatt für das Gebiet der heutigen Steiermark wohl als die bedeutendste gelten darf.

Das hiermit charakterisierte Besiedlungsbild der heutigen Steiermark spiegelt einerseits den Forschungsstand wider, der in vielen Belangen als dürftig zu bezeichnen ist, andererseits kann daraus dennoch ein zwar unvollständiges, aber doch einigermaßen instruktives Bild gewonnen werden, das sich wahrscheinlich durch künftige Forschungsergebnisse verdichten wird. 

Erklärung

2.1.4.2.2 Siedlungen und Gräber der Urnenfelderzeit

Höhen-, Flachland- und Talrandsiedlungen

Im Gebiet der heutigen Steiermark sind einige teilweise flächenmäßig sehr ausgedehnte Höhensiedlungen der Urnenfelderzeit bekannt: 

  • Burgstallkogel bei Kleinklein, 
  • Heiliger Berg bei Bärnbach, 
  • Königsberg bei Tieschen, 
  • Kirchhügel in Straden, 
  • Kapfensteiner Kogel, 
  • Steinberg bei Feldbach, 
  • Auersberg bei Gniebing, 
  • Saazkogel bei Paldau, 
  • Kulm bei Weiz, 
  • Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal, 
  • Burgfelsen der Riegersburg, 
  • Ringkogel bei Hartberg, 
  • Grazer Schlossberg, 
  • Wildoner Schlossberg, 
  • Steinmaißspitze auf dem Buchkogel bei Wildon, 
  • Faltikögerl bei Wildon, 
  • Frauenberg bei Leibnitz, 
  • Hoarachkogel bzw. Bubenberg bei Spielfeld, 
  • Burgstall/Pötschach bei Kapfenberg, 
  • Schlosskogel bei Preg, 
  • Kalvarienberg in Leoben, 
  • Kulm bei Trofaiach, 
  • Kögerl/Hafning bei Trofaiach. 

Weiters liegen einige bescheidene Erkenntnisse zu Flachland- bzw. Talrandsiedlungen vor: 

  • Graz – Karmeliterplatz, 
  • Graz – Messendorf, 
  • Kalsdorf, 
  • Eggersdorf, 
  • Kleinstübing, 
  • Schrauding, 
  • Wörschach bei Liezen.

Für einige der Plätze sind Vorgängersiedlungen der Kupfer- und Bronzezeit belegt (Burgstallkogel bei Kleinklein, Kulm bei Weiz), ihre Blütezeit und größte Ausdehnung fällt oftmals in die Urnenfelderzeit (Kulm bei Weiz), für manche liegt auch eine längere Nutzung bei geringerer Größe bis in die Hallstattzeit oder sogar bis in die Latènezeit vor (Ringkogel bei Hartberg, Königsberg bei Tieschen, Horachkogel/Bubenberg bei Spielfeld, Kulm bei Weiz). Nur einzelne dieser Siedlungsstellen (Burgstallkogel bei Kleinklein, Wildoner Schlossberg, Kulm bei Trofaiach, Graz Karmeliterplatz/Pfauengarten/Landesarchiv) konnten jedoch bislang im Zuge von Ausgrabungen eingehender erforscht werden. Die aus diesen Grabungskampagnen resultierenden Befunde und Funde sind jedoch ebenfalls nur zum Teil ausgewertet und publiziert. Alle übrigen vorliegenden Erkenntnisse resultieren aus wenig dokumentierten Altgrabungen, kleinflächigen Rettungsgrabungen und Materialaufsammlungen.

Aus dem Gebiet der Steiermark liegen bislang nur aus drei Siedlungen Funde der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) vor (Wildon/Schlossberg, Wörschach, Burgstall/Pötschach). Betrachtet man hingegen die großflächige Verbreitung gleichzeitiger Bronzefunde, so ist mit einer wesentlich dichteren Besiedlung bereits in dieser frühen Phase der Urnenfelderzeit zu rechnen. Für die jüngere und späte Urnenfelderzeit (Ha B) ist eine weitaus höhere Dichte an vorwiegend Höhensiedlungen zu belegen, die bemerkenswert große Dimensionen aufweisen können (über 20 ha).

Spätestens mit Beginn der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1) setzt zur Jahrtausendwende eine neue Entwicklung ein, die zur Entstehung von Höhensiedlungen, die teils sehr große Flächen einnehmen, führt. Damit verbunden ist eine Konzentration der innerhalb dieser ausgedehnten Flächen lebenden Bevölkerung. Für die Subsistenz der zahlreichen am selben Ort lebenden Menschen sind genügend Nahrungsmittel wie Getreide, Hülsenfrüchte, Fleisch und Wasser, Brennstoffe zum Heizen und Baustoffe zur Errichtung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude vonnöten.

Nur durch die gemeinsamen Anstrengungen von vielen Menschen ist die Errichtung von derart ausgedehnten Siedlungen, wie sie ab der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1) entstehen, möglich. Das bedeutet jedoch, dass hinter dieser kollektiven Leistung ein durch eine Oberschicht entwickeltes und kontrolliertes logisches System vorhanden sein muss, was wiederum eine hierarchisch gestaffelte, „pyramidale“ Struktur der Gesellschaft voraussetzt. In der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) wird diese oberste Schicht durch die reichen Waffengräber deutlich. Für die jüngere oder späte Urnenfelderzeit (Ha B) fehlt jedoch der Nachweis dafür. Die zeitgleichen Depotfunde weisen jedoch durchaus Waffen oder Rüstungsteile auf, die von der Existenz einer herausgehobenen Bevölkerungsschicht künden. In der 2. Hälfte bzw. am Ende des 9. Jhs. v. Chr. vollzieht sich dann ein entscheidender Wandel, der vermutlich mit einem Bedeutungs- und Machtzuwachs dieser Waffen tragenden Bevölkerungsschicht einhergeht. Einzelne, herausragende Individuen werden ab dieser Zeit durch ihre Grabbeigaben wieder greifbar. Dies sind vor allem Männer, die nun wieder z. B. Schwerter als Statussymbol mit ins Grab bekommen.

Abbildung 3: Bronzenadel vom Typ Mostkovice von der Königreichalm am Dachsteinostplateau (Quelle: BDA LK Stmk/I. Mirsch)

Die „zentralen“ Höhensiedlungen waren von kleineren Weilern, Gehöften u. Ä. (Talrand- bzw. Flachlandsiedlungen) umgeben, die vermutlich zu deren Versorgung beitrugen, jedoch auch selbst davon zehren mussten. Zusätzlich ist das Betreiben von Almwirtschaft für den Bereich um Hallstatt bis zum Beginn der älteren Urnenfelderzeit (Ha A 1) nachgewiesen. Anfang des 12. Jh. v. Chr. erfolgt jedoch ein rascher Abbruch der alpinen Weidewirtschaft. Das Abkommen vieler dieser großen Siedlungen mit dem Ende der Urnenfelderzeit steht vermutlich in direktem Zusammenhang mit der Verringerung oder gar dem Versiegen der lebensnotwendigen Ressourcen.

Die größte Fundgruppe innerhalb von Siedlungen stellt die Gefäßkeramik dar. Die Anzahl an gefundenen Keramikscherben kann ein Indikator für die Bevölkerungsdichte sein, charakteristische Gefäßformen und Dekorationen liefern Kriterien für die chronologische Einordnung und können solchermaßen Auskunft über die Nutzungsdauer einer Siedlung geben. Anhand der Keramik werden jedoch auch die Handels- und Kulturverbindungen offensichtlich, die in der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A 1 und Ha A 2) enge Verbindungen und Verwandtschaften zum Donauraum und nach Westen erkennen lassen. Mit Beginn der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1) setzt eine Entwicklung ein, die zur Herausbildung eines eigenen „Keramikkreises“ führt, der nun enge Verbindungen nach Südosten erkennen lässt. 

Gräber

Im Gebiet der heutigen Steiermark konnten bisher nur wenige Gräber und Gräberfelder bzw. Teile derselben systematisch untersucht und noch weniger zumindest zum Teil ausgewertet werden (Kalsdorf, Wildon-Unterhaus und Kainach bei Wildon), sodass die hier geschilderten Ergebnisse nur Spiegel des derzeitigen Forschungsstandes sein können.

In der gesamten Urnenfelderzeit sind Brandbestattungen in meist aus Keramik hergestellten Urnen üblich. In einigen Fällen sind Behältnisse aus organischen Materialen zur Aufnahme des Leichenbrandes nachweisbar. Urnen und Beigaben wurden in zuvor ausgehobenen, meist quadratischen Grabgruben deponiert, vereinzelt wurden aus Steinplatten „Kisten“ errichtet. Für einige Fälle ist eine darin befindliche „Kammer“-Konstruktion aus Holz nachweisbar.

Die Beigabegefäße bilden in der Regel ein Set aus einem Kegelhalsgefäß, einer Schüssel oder einem Topf, zwei bis drei Schalen sowie einer meist im Kegelhalsgefäß befindlichen Tasse. Dies ist der weitgehend normierte Geschirrsatz für das Jenseits, der sowohl in Kalsdorf als auch in Wildon-Unterhaus und Kainach anzutreffen ist. Selten kommen Trachtbestandteile wie Gewandnadeln oder Arm- und Halsreifen, die durch die Verbrennung des/der Verstorbenen entstandene Deformierungen aufweisen, mit ins Grab. Weitere Grabbeigaben stellen Messer aus Bronze und Speisebeigaben dar.

Insbesondere Grabbefunde können als Quelle dazu dienen, um ein Bild der urnenfelderzeitlichen Gesellschaft zu entwerfen, doch stehen aus dem Bereich der heutigen Steiermark nicht viele Beispiele zur Verfügung, sodass hierdurch keine repräsentative und endgültige Aussage zu treffen ist. Dennoch lassen sich folgende Grundtendenzen daraus erschließen: Waffengräber aus der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) sind nur aus der Obersteiermark bekannt, Gräber der jüngeren und späteren Urnenfelderzeit (Ha B) liegen bis dato ausschließlich aus der mittleren Steiermark vor.

Abbildung 4: Golddraht aus Depot XII, Unteres Koppental bei Bad Aussee (Quelle: BDA LK Stmk/E. Steigberger)

Gräber mit reichen Inventaren, die auf eine herausgehobene Bevölkerungsgruppe schließen lassen, sind ab dem 12. Jh. v. Chr. (ältere Urnenfelderzeit) in der Obersteiermark und vereinzelt auch in der Mittelsteiermark zu beobachten. Dazu gehören die Gräber aus Wörschach und dem Koppental bei Bad Aussee, die durch die Beigabe von Schwertern, Zaumzeug und Bronzegefäßen ausgezeichnet sind. An diese anzuschließen sind Gräber aus dem Bereich des Innenhofes des Grazer Landesarchives, in denen beigegebene Goldfäden, bzw. -drähte beobachtet werden konnten. Nur ein einziges in Oberzeiring entdecktes Grab präsentiert sich als „durchschnittlich“ ausgestattetes Grab der Stufe Ha A (ältere und mittlere Urnenfelderzeit). Möglicherweise ist auch das Grab 214 aus Kainach bei Wildon, das jedoch zeitgenössisch beraubt wurde, dieser Kategorie zuzurechnen.

Schwerter sind eindeutig Zeichen des hohen Standes und kennzeichnen die beigesetzte Person als Krieger. Bemerkenswert ist hierbei, dass alle diese in den Gräbern beigegebenen Schwerter dem Feuer ausgesetzt wurden. Sie erfuhren offenbar im Zuge der Bestattungsbräuche eine besondere Behandlung, die stark von den in den Gräbern der übrigen Steiermark erkennbaren Sitten abweicht und sie mit dem Gebiet von Oberösterreich, Tirol und Salzburg verbindet. Zu den Gefäßen aus den mittelsteirischen Gräbern finden sich hingegen die besten Vergleiche im heutigen Niederösterreich bzw. dem mittleren Donauraum.

Abbildung 5: Schwert aus Scheiben/St. Georgen bei Judenburg (Quelle: UMJ AArchMk/N. Lackner, Inv. Nr. 6138)

Abbildung 6: Verzierter Schwertgriff aus Wörschach bei Liezen (Quelle: UMJ AArchMk/N. Lackner, Inv. Nr. 16167)

Soweit man dies an den bisher allerdings nur zu einem geringen Teil erforschten Gräbergruppen feststellen kann, scheinen die meisten der  älter- und mittelurnenfelderzeitlichen Gräbergruppen zu Beginn der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1) abzubrechen. Aus der jüngeren und späteren Urnenfelderzeit (Ha B) sind überhaupt keine mit Waffen, Pferdegeschirr etc. ausgestatteten Gräber bekannt. Die Gräber dieser Stufe präsentieren sich sehr „homogen“ in der Zusammensetzung ihres Inventars, mit Standardgefäßbeigaben und wenigen Trachtbestandteilen und lassen somit keine sozialen Unterschiede erkennen. Diese strikt normierten Bestattungssitten geben aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch kein Bild der tatsächlichen Gesellschaftsstruktur wieder. Denn parallel dazu ist die Entstehung der teils ausgedehnten Höhensiedlungen in der mittleren Steiermark ab der jüngeren Urnenfelderzeit (mit Beginn des 1. Jts. v. Chr.) zu setzen. Dies fällt mit dem Belegungsbeginn der Urnengräberfelder, die meist bis in die Hallstattzeit durchlaufend in Verwendung stehen, größtenteils zusammen. Gleichzeitig ist eine ansteigende Anzahl von Bestattungen in den überwiegend neu angelegten Gräberfeldern zu beobachten, die anhand ihrer Beigaben weiträumige Beziehungen in oft weit entfernte Gebiete erkennen lassen.

Als Beispiel hierfür kann das größte bislang bekannte spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld der heutigen Steiermark mit über 230 ergrabenen Brandgräbern in Kainach bei Wildon angeführt werden. Diese Nekropole, deren Belegungsdauer sich vom Ende des 11. Jh. bis ins 8. Jh. v. Chr. erstreckt, besteht aus zwei bis drei nahe beieinander liegenden, jedoch separierten Gräbergruppen. Die in unmittelbarer Nähe liegenden hallstattzeitlichen Hügelgräber, von denen vor allem der Galgenkogel auch heute noch deutlich sichtbar ist, weisen möglicherweise auf eine Belegungskontinuität bis in die späte/jüngere Hallstattzeit (Ha D) hin. Auch die Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer am Burgstallkogel bei Kleinklein ist erstmals in der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1) belegt – in diese Zeit fällt auch die älteste Siedlungsphase am Burgstallkogel – und läuft bis in die Hallstattzeit weiter.

Abbildung 7: Kainach bei Wildon, Grab 3 (Quelle: Kulturpark Hengist/M. Roscher)

Abbildung 8: Kainach bei Wildon, Grab 3, restaurierte Keramikgefäße (Quelle: Kulturpark Hengist/R. Fürhacker)

Erklärung

2.1.4.2.3 Opferplätze und Depots der Urnenfelderzeit

Relikte kultischer Handlungen: Depots, Brandopferplätze, Feuerböcke

Depot- oder Hortfunde

Mit dem Beginn der Urnenfelderzeit setzt das nun in fast dem gesamten mitteleuropäischen Raum nachweisbare Phänomen der Deponierung von Metallgegenständen ein. Dies sind teils sehr umfangreiche und auf verschiedenste Weise manipulierte Buntmetallansammlungen. In einzelnen Gebieten Europas sind bereits seit der Frühbronzezeit ähnliche Hort- oder Depotfunde nachweisbar, doch in der Urnenfelderzeit scheint daraus eine überregional einheitliche Sitte entstanden zu sein, die möglicherweise mit in diesen Bereichen weitgehend übereinstimmenden Ideen und Vorstellungen in Zusammenhang zu bringen sind. Es kursieren jedoch in der Forschung verschiedene Interpretationen dieser Hort- oder Depotfunde, die zum einen Teil als kultisch motivierte Niederlegung eines materiellen Opfers, zum anderen Teil als profane „Verstecke“ von Material-, Waren- oder Rohstoffen betrachtet werden.

In Zusammenhang damit muss auch die meist außergewöhnliche topografische Situation der Deponierungsplätze in Betracht gezogen werden. Beliebte Orte für Deponierungen sind: Moore, Quellen, Felsspalten, Höhlen, Passübergänge, Berggipfel, Flussläufe, Furten, also besonderes auffällige oder gefährliche Landschaftspartien, oder eventuell mit numinoser Bedeutung belegte Plätze. Aufgrund der neuesten Forschungen kann für viele Depots eine kultisch motivierte Intention angenommen werden.

Abbildung 9: Depot vom Brandgraben bei Bad Aussee (Auswahl), (Quelle: BDA LK Stmk, Foto: M. Windholz-Konrad)

Eine besonders hohe Anzahl an neuen Depotfundplätzen (über 30) wurde in jüngster Zeit im Koppen- und Kainischtal entdeckt. Diese engen Flusstäler verbinden Hallstatt mit Bad Aussee und weiter mit dem Mitterndorfer Becken. Dieser Bereich wird damit sowohl als vielbegangener Verkehrsweg, als auch als eine Art „Sakrallandschaft“ ausgewiesen. Die opfernden Personen sind in der Mehrzahl offenbar Männer, da primär Waffen und Werkzeuge vorliegen; die zahlreichen einzeln angetroffenen Gewandnadeln und vielleicht auch die Sicheln könnten jedoch Opfergaben von Frauen darstellen.

Abbildung 10: Lappenbeil aus dem Depot Brandgraben bei Bad Aussee (Quelle: BDA LK Stmk/M. Windholz-Konrad)

Abbildung 11: Tüllenbeil aus dem Depot Brandgraben bei Bad Aussee (Quelle: BDA LK Stmk/M. Windholz-Konrad)

Bei den geopferten Waffen und Werkzeugen ist zu beobachten, dass es sich fast ausschließlich um Gegenstände handelt, die in den Gräbern fehlen, dies ist eventuell mit einer Art mehrteiligem Bestattungsvorgang zu erklären. Möglicherweise durfte ein Teil des persönlichen Besitzes nicht ins Grab mitgegeben werden, sondern musste auf andere Weise deponiert werden. Dieselbe Vorgehensweise trifft möglicherweise auch auf die in Mooren und Gewässern versenkten Schwerter zu, die ebenfalls in den Gräbern fehlen.

Eine andere Situation liegt offenbar bei den großen, aus unterschiedlichen Gegenständen zusammengesetzten Horten vor. Sie sind vielleicht als Gemeinschaftsdeponierungen, kollektive Opfer, oder als Niederschlag eines abgeräumten „Heiligtums“ oder „Opferplatzes“ zu werten, an dem von mehreren Personen über einen längeren Zeitraum hinweg Opfer dargebracht wurden.

Das Phänomen der Hort- oder Depotfunde bricht mit dem Ende der Urnenfelderzeit ab und findet in der darauffolgenden Hallstattzeit keine Nachfolge, erst im Laufe der Latènezeit setzt die Sitte von kultisch motivierten Deponierungen wieder ein.

Brandopferplätze 

Auf der Passhöhe des Sölkpasses konnte im Jahr 1999 das erste Mal in der heutigen Steiermark, bzw. überhaupt im Osten Österreichs ein prähistorischer, alpiner Brandopferplatz nachgewiesen werden. Das Hauptvorkommen derartiger alpiner Brandopferplätze liegt im Gebiet Schweiz, Vorarlberg, Baden-Württemberg, Bayern, Tirol, Südtirol, Osttirol, Salzburg und Oberkärnten. Das Opfergeschehen setzt am Sölkpass möglicherweise bereits in der Kupferzeit ein, worauf im Zuge der Ausgrabungen entdeckte Pfeilspitzen hindeuten. Der Brandopferplatz selbst wurde an der Wende vom 2. ins 1. Jts. v. Chr. angelegt. Auch für die Latènezeit und die römische Kaiserzeit sind noch einzelne Sachopfer (Fibel, Münzen) nachweisbar.

Diese Plätze weisen oftmals einen relativ langen Nutzungszeitraum auf, zumeist setzt das Kultgeschehen in der mittleren oder späten Bronzezeit ein und läuft, mit Unterbrechungen, bis in römische Zeit weiter. Allerdings ist eine Änderung der Opferbräuche zu verzeichnen. Einerseits wird dieser Wandel durch die Wahl der geopferten Gegenstände und andererseits in deren Behandlung deutlich. So ist eine Abfolge im Opferbrauch, von oftmals von Kultmahlen begleiteten Tieropfern in der Bronze- und frühen Eisenzeit, über Sachopfer in der späten älteren und jüngeren Eisenzeit bzw. Latènezeit (wie etwa Trachtbestandteile und Schmuck, Waffen oder Werkzeuge), bis hin zu Münzen oder Trachtbestandteilen in provinzialrömischer Zeit, zu beobachten. Im 4. Jh. n. Chr. ist ein Abbrechen sämtlicher dieser Opferplätze zu verzeichnen, was wohl ursächlich mit der Ausbreitung des Christentums in Verbindung steht.

Opferplätze wurden fast regelhaft an exponierten Orten oder verkehrsgeographischen Schlüsselstellen angelegt. In der ersten Nutzungsphase dieser Plätze spielt das Brandopfer eine entscheidende Rolle. Im Zentrum dieser Brandopferplätze befindet sich oftmals eine aus Steinen errichtete Struktur, die als eine Art „Altar“ oder „Brandaltar“ interpretiert werden kann. Darauf finden sich teilweise die Reste der einstigen Opferhandlungen (Asche und Holzkohle, verbrannte Knochen). In den meisten Fällen werden diese Rückstände in Abständen jedoch immer wieder abgeräumt und finden sich als teils mächtige Aschehügel im Umfeld solcher Opferplätze. Brandaltar und Aschehügel stellen die beiden Kernelemente des alpinen Brandopferplatzes dar. Anhand der Selektion der verbrannten Knochenelemente kann auf das Opfergeschehen selbst rückgeschlossen werden. So gleicht beispielsweise kein Brandopferplatz in der Zusammensetzung der Opferrückstände dem anderen. 

Abbildung 12: Brandopferplatz nahe der Koppentretalm bei Bad Aussee, Tierknochen und Keramikfragmente (Quelle: BDA LK Stmk/D. Modl)

Brandopfer können auch mit einer Art von „Kultmahl“ in Verbindung gebracht werden, d. h. bestimmte Teile des Tieres wurden geopfert, die übrigen Teile wurden verspeist. Zumeist zerschlagene und oftmals verbrannte Keramikgefäße weisen darauf hin, dass diese beim Mahl verwendet wurden und anschließend auf dem oder im Umfeld des Brandopferplatzes deponiert wurden. An diesen Plätzen wurden vermutlich einer oder mehreren Gottheiten oder numinosen Mächten Opfer dargebracht. Bei Opferplätzen in extremen Lagen, wie etwa auf Passhöhen, ist wohl eher nicht mit solchen kollektiven Zeremonien zu rechnen. Hier steht vermutlich ein persönliches Opfer für die Bewältigung des unsicheren und schwierigen Weges über die Berge im Vordergrund.

Auf dem schwer zu passierenden Wegabschnitt im Koppental zwischen dem Hallstättersee und Bad Aussee befindet sich nahe der Koppentretalm ein weiterer Brandopferplatz. Diese Anlage wurde jedoch durch ein in römischer Zeit darüber angelegtes Gebäude erheblich gestört. Der Brandopferplatz bestand aus dem sogenannten „Brandaltar“ und einer daneben angelegten, von Steinen eingefassten Grube, in der die Brandreste deponiert wurden. In der auf dem „Brandaltar“ aufliegenden Brandschicht wurden über 200 Metallteile gefunden (hauptsächlich Gewandnadeln und Rohkupferstücke). 

Feuerböcke

Feuerböcke oder Mondidole gehören zum Standardinventar von Siedlungen der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B 1). Dabei handelt es sich um Tonobjekte in Form von stilisierten Mondsicheln oder Rinderhörnern, die sehr individuell und unterschiedlich ausgeführt sein können. Meist sind sie in bzw. nahe bei Gebäuden und Feuerstellen anzutreffen. Bisher ist nicht mit Sicherheit zu beantworten, ob es sich bei diesen auffälligen Artefakten um Kultgegenstände, die bei im Haus stattfindenden religiösen Handlungen verwendet wurden, handelt oder ob zwei dieser an der Herdstelle positionierten Objekte dazu dienten, die Bratspieße über dem Feuer zu halten.

Abbildung 13: Feuerbock vom Königsberg bei Tieschen (Quelle: UMJ, AArchMk / N. Lackner, Inv. Nr. 16.462)

Abbildung 14: Feuerbock vom Fötzberg bei St. Margarethen an der Raab (Quelle: UMJ, AArchMk / N. Lackner, Inv. Nr. 18.057)


Quelle und Bearbeiter

Quellenverzeichnis

Literatur:

Cerwinka G. und Mandl F. (Hrsg.) (1999): Dachstein, Vier Jahrtausende Almen im Hochgebirge 2. Mitteilungen der ANISA 18, 1/2.

Fuchs G., Fürhacker R., Heiss A., Klatz A. und Szilasi A. (2015): Wohlsdorf – Bronzezeitliche Siedlung und Brunnen. – In: Hebert, B. (Hrsg.): Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark. Geschichte der Steiermark, Band 1, 332 ff.

Gleirscher P. (2006): Urnenfelderzeitliche Grabhügel und Siedlungen der älteren Hallstattkultur in der Steiermark: zum Beginn der Hallstattkultur im Südostalpenraum. – In: Arheološki vestnik 57.

Gutjahr C. und Tiefengraber G. (Hrsg.) (2011): Beiträge zur Mittel- und Spätbronzezeit sowie zur Urnenfelderzeit am Rande der Südostalpen. Akten des Internationalen Symposiums am 25. und 26. Juni 2009 in Wildon/Stmk., = Internationale Archäologie – Arbeitsgemeinschaft, Symposium, Tagung, Kongress 15. Hengist-Studien 2.

Klemm S. (2006): Die Erforschung der prähistorischen Kupfergewinnung in den Eisenerzer Alpen 1955– 2005. – In: res montanarum 38, 26 ff.

Klemm S. (2006): Der bronzezeitliche Kupferschmelzplatz S1 in der Eisenerzer Ramsau. – In: Hebert, B. (Hrsg.): Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark. Geschichte der Steiermark, Band 1, 318 ff.

Krenn-Leeb A. (Hrsg.) (2006): Wirtschaft, Macht und Strategie – Höhensiedlungen und ihre Funktion in der Ur- und Frühgeschichte. Archäologie Österreichs Spezial 1. 

Kramer D. (1981): Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit. Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen. Unpublizierte Dissertation, Graz.

Mandl F. (2007): Almen und Salz – Hallstatts bronzezeltitliche Dachsteinalmen. –In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, Gesellschaft für Landeskunde 151.

Tiefengraber G. (2005): Untersuchungen zur Urnenfelder- und Hallstattzeit im Grazer Becken. – In: Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie 124. 

Tiefengraber G. (2014): Von der Älteren bis zur Späten Urnenfelderzeit (Ha A – B) (1200 – 800 v. Chr.) – In: Bernhard Hebert (Hrsg.): Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark. =  Geschichte der Steiermark.

Tiefengraber G. (2015): Bronzezeit. – In: Hebert B. (Hrsg.): Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark. = Geschichte der Steiermark.

Windholz-Konrad M. (2010): Der prähistorische Depotfund vom Brandgraben im Kainischtal, Bad Aussee. Mit einem Corpus der urnenfelderzeitlichen Mehrstückhorte zwischen Öden- und Hallstättersee. Unpublizierte Dissertation, Graz.


Kartengrundlage:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachbereich GIS

Lehrplan Volksschule, Sachunterricht:
https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_vs_7_su_14051.pdf?61ec03

Lehrpläne BHS (HWL und Tourismusschulen, HAK, HTL BAfEP:
https://www.abc.berufsbildendeschulen.at/downloads/?kategorie=24

Lehrplan Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung, AHS Unterstufe/NMS:
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2016_II_113
/BGBLA_2016_II_113.html

Lehrplan Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung, AHS Oberstufe: 
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568

Autorinnen und Autoren

Text:
Mag.a Susanne Tiefengraber (2016) 

Kartengestaltung:
Mag.a Susanne Tiefengraber (2016), Mag.a Bernadette Kreuzer (2019)

Arbeitsblätter:
Mag. Michael Lieb (2021)

Lehrplanbezüge:
Mag. Michael Lieb (2020)

Mögliche Lernziele:
Mag. Michael Lieb (2020)

Web-Bearbeitung:
Mag.a Bernadette Kreuzer (2019)

Redaktionelle Bearbeitung:
Nora Schopper BA MSc


Didaktik

Dieser Themenbereich wird überwiegend im Lehrplan des Unterrichtsfaches Geschichte und Sozialkunde in der 6. Schulstufe behandelt. In ausgewählter Form kann das Thema Bronzezeit in der Steiermark jedoch durchaus bereits im Volksschulunterricht erarbeitet werden. Des Weiteren eignet sich dieses Thema besonders gut zur Gestaltung von projektbezogenem Unterricht in Form von einer Exkursion bzw. eines Museumsbesuches in der gesamten Unterstufe (auch fächerübergreifend mit Geographie- und Wirtschaftskunde).

Die formulierten Lehrplanbezüge versuchen das jeweilige Thema mit verschiedenen Lehrplaninhalten bzw. Lehrplanforderungen zu verknüpfen. Die möglichen Lernziele, welche mittels des Themas des Schulatlas erreicht werden sollen bzw. können, orientieren sich an den in den Lehrplänen enthaltenen Lerninhalten bzw. -zielen.  Wichtig ist dabei zu beachten, dass die alleinige Bearbeitung der Themen und Arbeitsmaterialien des Schulatlas Steiermark die Erreichung der Lernziele nicht garantieren kann. Eine Einbettung dieser in eine umfassendere, sinnvolle sowie zielorientierte Unterrichtsvorbereitung ist dafür notwendig.

Lehrplanbezüge und Lernziele für die „Grundstufe“ sind immer auf den Sachunterricht ausgelegt. Jene der „Sekundarstufe I“ und „Sekundarstufe II“ beziehen sich auf den aktuell gültigen AHS-Lehrplan, wobei erstgenanntes auch die MS umfasst. Bei Lehrplanbezügen und Lernzielen der BHS-Schulformen, sofern nichts zusätzlich in Klammer angemerkt ist, sind folgende Fächer gemeint: HLW und Tourismusschulen =  Globalwirtschaft, Wirtschaftsgeografie und Volkswirtschaft; HAK = Geografie (Wirtschaftsgeografie); HTL= Geografie, Geschichte und Politische Bildung; BAfEP = Geografie und Wirtschaftskunde. Nach den formulierten Lernzielen ist in Klammer der Bezug zum jeweiligen Lehrplan und Unterrichtsfach sowie der jeweilige Anforderungsbereich (AFB I, II, III) angegeben.

Lehrplanforderungen Grundstufe II

Erfahrungs- und Lernbereich Zeit:
Veränderungen in der engeren und erweiterten Umwelt im Ablauf der Zeit erschließen und deuten.

  • Einblick in Veränderungen von Umwelt und Gesellschaft anhand ausgewählter Beispiele (z.B. Besiedlung, Feste, Brauchtum) gewinnen.

Erste Einsichten für Veränderungen durch fachspezifische Arbeitstechniken gewinnen.

  • Beobachten und Erkunden.
  • Sammeln und Vergleichen von Bildern und Quellen (z.B. Chroniken, Erzählungen, Sagen und Bilddokumente).
  • Museumsbesuche, Lehrausgänge (z.B. historische Stätten), Befragungen (z.B. Fachleute, Zeitzeuginnen und -zeugen).

Die Vergangenheit des Wohnortes an einigen anschaulichen Beispielen erschließen, erste Kenntnisse aus der frühen lokalen und regionalen Geschichte gewinnen.
Durch ausgewählte Bilder und andere Quellen aus der Geschichte und Kultur der Heimat einen ersten historischen Überblick gewinnen.

  • Vergangenes (z.B. im Bundesland, in Österreich, in Europa) an einfachen Beispielen historischer Zeitbilder kennen lernen, einige zeitlich einordnen (z.B. Anlegen eines Zeitstreifens) und gegebenenfalls eine Beziehung zur Gegenwart herstellen.
  • Beispiele aus dem Kulturschaffen des Landes kennen lernen.

Lehrplanforderungen Sekundarstufe I – Geschichte und Sozialkunde

2. Klasse:
Der Unterricht hat in Form von Modulen einen Einblick von der Urgeschichte bis zum Ende des Mittelalters zu geben, wobei gegebenenfalls auch Brüche und Kontinuitäten bis in die Gegenwart bewusst zu machen sind.

Modul 1 (Historische Bildung): Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit, Kompetenzkonkretisierung:

  • Besondere Merkmale von Darstellungen herausarbeiten und mit anderen Darstellungen vergleichen.
  • Quellen und Darstellungen hinsichtlich ihrer Charakteristika unterscheiden.
  • Merkmale von Quellen und Darstellungen erkennen.

Thematische Konkretisierung:

  • Anhand von Beispielen von der Urgeschichte bis zur Gegenwart den Unterschied von Geschichte und Vergangenheit herausarbeiten.
  • Verschiedene Quellentypen und Darstellungsformen anhand von konkreten Beispielen hinsichtlich ihrer Charakteristika unterscheiden.

Modul 2 (Historische Bildung): Alte Kulturen, Kompetenzkonkretisierung:

  • Darstellungen der Vergangenheit (Rekonstruktionszeichnung) systematisch hinterfragen.
  • Vergleichen von Darstellungen.

Thematische Konkretisierung:

  • Entstehung und Merkmale von alten Kulturen anhand mindestens zweier Beispiele ermitteln.
  • Gesellschaftsstruktur und Alltagsleben in alten Kulturen analysieren.

Lehrplanforderungen BHS

HLW und Tourismusschulen (Geschichte und Politische Bildung):
II. Jahrgang (3. Semester):
Kompetenzmodul 3:

Aufgaben und Grundlagen der Geschichtswissenschaft:

  • Quellen und Methoden.

Orientierung in der Zeit:

  • Historische Kulturräume, Epochen und andere Möglichkeiten der Gliederung.

HTL (Kompetenzbereich Geschichte und Politische Bildung):
II. Jahrgang:
Ziele der Beschäftigung mit Geschichte; Arbeit mit historischen Quellen; Periodisierungskonzepte; Analyse von Geschichtsdarstellungen.

Epochen und Umbrüche:
Neolithische Revolution; Zeitenwende Antike – Mittelalter – Neuzeit.

Die Schülerinnen und Schüler können…

  • Vergangenes (z.B. im Bundesland), an einfachen Beispielen historischer Zeitbilder zeitlich einordnen. (Grundstufe II / AFB I)
  • Quellen und Darstellungen hinsichtlich ihrer Charakteristika exemplarisch mittels der Karten und Texte über die Bronzezeit in der Steiermark unterscheiden. (Sekundarstufe I – Geschichte und Sozialkunde / AFB I)
  • Entstehung und Merkmale von alten Kulturen anhand der Bronzezeit in der Steiermark ermitteln. (Sekundarstufe I – Geschichte und Sozialkunde / AFB I)
  • ausgewählte kulturelle und künstlerische Produkte der behandelten Epochen und Kulturen – exemplarisch die Bronzezeit – im Kontext der jeweiligen Zeit verstehen. (HLW und Tourismusschulen)
  • anhand der Bronzezeit und weiteren historischen Epochen, historische Ereignisse begründet den Epochen zuordnen und wissen Bescheid über unterschiedliche zeitliche Verlaufsformen. (HTL / AFB I)